Quartierskonzepte Schlüssel zur Entwicklung von Hilfe-Netzwerken
MORO - Das hat`s doch "frieher" nicht gegeben! Falsch! Ulrichstein, Hessens höchstgelegene Zwerg-, pardon: B e r g - Stadt (Slogan: "Stadt mit Weitblick") war dem Kreis um Jahre voraus! Bereits in den Jahren 2008/2009 veranstaltete die Stadt Ulrichstein mit fachlicher Unterstützung durch die Hessische Akademie der Forschung und Planung im ländlichen Raum eine Workshop-Reihe für interessierte Bürger unter dem Titel "Demo-grafischer Wandel im ländlichen Raum - Perspektiven für Ulrichstein", deren Ergebnisse im Oktober 2009 in einer umfangreichen Studievorgelegt wurden.
Ein wichtiges Fazit der Auswertung: Ohne gezielte Aktivierung des bürgerschaft- lichen Engagements können die sozialen Aufgaben der Zukunft nicht gelöst werden! Es gilt deshalb, über Quarierskonzepte verstärkt Netzwerke nachbarschaftlicher Unterstützung zu entwickeln.
Quelle: MORO-Informationen 10/3 - 11/2013, S. 13LINK
Entstehungsbedingungen und Verstetigung von Quartierskonzepten
Schon aus dieser sehr kursorischen Beschreibung wird deutlich, dass die Entwicklung und Umsetzung von Quartierskonzepten für das Leben und Wohnen im Alter mit einem erheblichen Aufwand und hohen Qualifikationsanforderungen verbunden ist. Die mittlerweile dokumentierten guten Beispiele [...] verdeutlichen einerseits die Tragfähigkeit des Quartiersansatzes, führen aber auch zu der These, dass die Verbreitung und vielfache Nachahmung derartiger Quartierskonzepte nicht al- lein durch den Vorbildeffekt der guten Beispiele in Gang kommt.
Entscheidend ist, dass der Organisations- und Vernetzungsaufwand im Einzelfall hoch bleibt und vor Ort „jemand“ gefunden werden muss, der diesen Aufwand schultert. Insofern sind die Entstehungsbedingungen der vorhandenen Beispiele hinsichtlich Motivation und Leistungsfähigkeit zu beachten: Einmal handelt es sich um Beispiele, die im Umfeld des Netz- werkes SONG entstanden und insofern von dem damit verbundenen fach-politischen Pioniergeist getragen werden. In anderen, eher von der Bürger-schaft organisierten Fällen sind es wie bei der Seniorengenossenschaft Riedlingen außergewöhnliche, in den handelnden Personen begründete Konstel-lationen. Beides kann kaum die Grundlage einer Übertragbarkeit und einer entsprechenden Verbreitung bzw. Regelanwendung sein.
Hoffnungen richten sich hingegen auf die Wohnungswirtschaft. Diese Hoffnung ist insofern begründet, da sich hier aus derartigen Quartierskonzepten betriebswirt-schaftlich wirksame Vorteileableiten lassen. Entsprechende am Leitbild der „sorgenden Gemeinschaft“ ausgerichtete Konzepte sichern die Lebensqualität im Quartier nicht nur für alte Menschen. Dies kann die Basis erhöhter Wohndauern (weniger Wohnungswechsel, reduzierte Leerstandsrisiken) und erhöhter Miet- zahlungsbereitschaft sein.
Sie könnten ein wichtiger Baustein für die Altenhilfe-Arbeit in Städten und Gemeinden sein: Stadtteil-Kümmerer. Die Landesseniorenvetretung (LSV NRW) setzt sich bei der Landesregierung vehement für ihren Einsatz ein. „Die Bedeutung der Quartiere für ein möglichst lange selbst bestimmtes Leben der älter werdenden Bewohner wird immer wieder betont“, so die LSV-Vorsitzende Gaby Schnell, „aber es muss auch finanzielle und personelle Ressourcen geben, um die Arbeit vor Ort zu gestalten.“ Die Anregung für den Vorstoß beim Land hatte der Gladbecker Seniorenbeirat gegeben.
In dem Schreiben des LSV heißt es u. a.: „Bei der Arbeit vor Ort wird deutlich, dass es nicht nur um Angebote und Informationen gehen kann, sondern dass anhaltende und aufsuchende Gemeinwesenarbeit erforderlich ist. Man braucht einen „Kümmerer“, der sich für das Quartier einsetzt, die vorhandenen Angebote zusammenführt, Angebote zur Prävention von Vereinsamung und Erkrankung macht. Dazu müssen die Kommunen Personen mit sozialpädagogischer und sozialarbeiterischer Kompetenz einsetzen können.
Die Seniorenvertretung Köln hat bereits bei ihrer Stadtverwaltung den Antrag gestellt, solche Vermittler zwischen Stadt und Viertel-Bewohnern in einigen Stadtvierteln für eine Probephase einzustellen.
Der Arbeitsbereich des Quartiersmanagements ist seit den Anfängen stark weiterentwickelt und anspruchsvoller geworden. Dies kommt erstmals in einem Tagungsband des Deutschen Institut fürUrbanistik (difu) aus dem Jahr 2001 zum Aus-druck:
„Beim Quartiersmanagement handelt es sich um einen strategischen Ansatz zum systematischen Aufbau von selbsttragenden und nachhaltig wirksamen per-sonellen und materiellen Strukturen, die einer zukunftsweisenden Weiterentwick-lung der Stadtteile dienlich sind. Mit dem Quartiersmanagement werden Aktivi-täten der Bewohnerinnen und Bewohner sowie engagierter Akteure in einem Gebiet unterstützt, wird der Aufbau von Projekten initiiert und gefördert.
Quartiersmanagement vermittelt als intermediäre Instanz zwischen Verwaltung, Bewohnerschaft und Wirtschaft, zwischen Bürokratie‘ und ‚Lebenswelt‘.
Seine Handlungsfelder betreffen vor allem die Verbesserung des Zusammen-lebens in den Stadtteilen (soziale und ethnische Integration), die Förderung der lokalen Ökonomie, die Kopplung baulich-städtebaulicher Investitionen mit Be-schäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahmen, die Erhöhung der Sicherheit im Quartier sowie die Entwicklung eines positiven Gebietsimages.“ (difu 2001, S.5).
Der Begriff des „Quartiersmanagements“ ist relativ neu und hat sich aus den unter-schiedlichen Länder-Programmen zur Stadtteilerneuerung entwickelt. Auch wenn sich der Begriff „Quartiersmanager“ weitgehend durchgesetzt hat, gibt es keine festgelegte Definition. Stellen können also auch unter den Bezeichnungen „Quartiersentwickler“, „Stadtteilmoderator“, „Gemeinwesenarbeiter“, „Stadtteilmanager“, „Urbanmanage-ment“, „Gemeinwesenbeauftragte“ oder „Stadtteilbeauftragte“ ausgeschrieben sein.
Typische Arbeitsfelder im Quartiersmangements sind:
- Bürgermitwirkung und Wiederaufbau eines eigenständigen Stadtteillebens
- Lokale Wirtschaft, Arbeit und Beschäftigung
- Entwicklung von Quartierszentren
- Weiterentwicklung der sozialen, kulturellen Bildungs- und Freizeit-Infrastruktur
- Wohnen und Wohnumfeld
Ein wesentlicher Erfolg der Städtebauförderung seit den 70er Jahren ist die Etablierung eines Quartiers-, Zentren- oder Stadtteilmanagements in Form eines „Kümmerers“ für die vielfältigen Aufgaben in einem Quartier. Damit hat die Städtebauförderung ein professionelles Instrument geschaffen, um Stadt- bzw. Quartierserneuerungsprozesse durchzuführen und zu begleiten.
„Bürgernetzwerk Vogelsberg 2020“ für Senioren - für lebenswerte Zukunft
Ein „Bürgernetzwerk Vogelsberg 2020“ für Senioren will im Vogelsbergkreis die Herausforderungen des demografischen Wandels im ländlichen Raum aufgreifen und Raum schaffen für ein Miteinander der Generationen. Wie werden in 20 Jahren ältere Menschen im Vogelsbergkreis leben? Mit dieser Frage beschäftigt sich ein Gesprächskreis, der von Heidrun Schlumbohm aus Angersbach im vergangenen Jahr angestoßen worden ist und im Vogelsbergkreis auf breites öffentliches Interesse stößt. In der Absicht, ein Zukunfts-Netzwerk für Senioren ins Leben zu rufen, haben sich in Lauterbach vor einiger Zeit Mitbürgerinnen und Mitbürger aus den verschiedensten Bereichen des gesellschaftlichen Lebens bei der Seniorenhilfe Maar getroffen. Mit am Tisch saßen auch Vertreter von Kirchengemeinden, Nachbarschaftshilfen und Wohlfahrtsverbänden.
Auch auf den Vogelsbergkreis kommen in den nächsten 10 bis 20 Jahren gravierende Veränderungen zu. In einer Gesellschaft, in der immer mehr Menschen immer älter werden, muss schon heute überlegt werden, wie die Bedürfnisse und Erwartungen dieser Menschen auf ein selbstbestimmtes, eigenverantwortlich gestaltetes Leben im Alter erfüllt werden können. Das Netzwerk will die absehbaren Probleme thematisieren und Impulse geben für Lösungsansätze, die nicht ausschließlich auf den Staat setzen, sondern Bürgerengagement aktiv einbinden.
In der 3. Lebensphase liegen Chancen. Senioren haben Gestaltungspotentiale und Kompetenzen, die sie in die Gemeinschaft einbringen können und wollen, stellt Heidrun Schlumbohm fest. Optimistisch nach vorne sehen, nicht alles der Politik überlassen, Zukunftschancen erkennen und umsetzen, das spornt sie und ihre Mitstreiter zum Handeln an. Dabei verkennt sie nicht, dass mit der Zunahme des höheren Lebensalters auch die Zahl derer ansteigt, die zur Bewältigung des Alltags auf Hilfe und Unterstützung angewiesen sind. Der bedürfnisgerechte Ausbau der sozialen Infrastruktur ist deswegen ebenso wichtig wie das Suchen nach zeitgemäßen, menschenwürdigen und bezahlbaren Versorgungsstrukturen für morgen. Eigenverantwortung, Nächstenliebe und Gemeinsinn können hier professionelle Pflegestrukturen verstärken und Lebensqualität bewahren helfen.
Erika Stöppler von der Seniorenhilfe Maar stellte im Verlauf des letzten Treffens ihren Verein vor und schilderte die vielfältigen ehrenamtlich erbrachten Hilfeleistungen für alte oder kranke Mitbürgerinnen und Mitbürger. Die Idee der Nachbarschaftshilfe wurde inzwischen auch in anderen Städten und Gemeinden aufgegriffen. Etwa ein Viertel der Fläche des Landkreises wird inzwischen durch ehrenamtliche Tatkraft abgedeckt. Dass auch dort, wo jetzt noch weiße Flecken auf der Kreiskarte sind, Seniorenhilfen entstehen, dafür will sich das Seniorennetzwerk einsetzen.
Wer gern aktiv im Seniorennetzwerk mitarbeiten möchte, kann per Email Kontakt aufnehmen mit Heidrun Schlumbohm: buergernetzwerkVB2020@yahoo.de . Der Netzwerk-Gesprächskreis trifft sich das nächste Mal am 29. März in Schotten.
Auszeichnung "Soziales Bürgerengagement" für Bürgernetzwerk Vogelsberg 2020
Die Gruppe „Bürgernetzwerk Vogelsberg 2020“ hat die Landesauszeichnung „Soziales Bürgerengagement“ erhalten. Im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung übergab Staatsminister Jürgen Banzer die Auszeichnung im Hessischen Landtag in Wiesbaden. „Mit ihrem hervorragenden und beispielgebenden Engagement hat die Gruppe einen wichtigen Beitrag für das Gemeinwesen geleistet und dazu beigetragen, das ehrenamtliche Engagement im sozialen Bereich zu stärken“, sagte Banzer.
Das Bürgernetzwerk Vogelsberg 2020 gründete sich nach eigenen Angaben vor vier Jahren in Lauterbach. Mitbegründer waren Tilo Pfeifer (verstorben) und Heike Bohl. Hans Dieter Herget sowie die damalige Familiendezernentin Sylke Emmermann, die den Netzwerkgedanken auch in das Bündnis für Familie trug, kamen später dazu.
Dem Gründungsgedanken liegen Wahrnehmungen der gesellschaftlichen Veränderungen zugrunde: demografischer Wandel, fortscheitende Individualisierung, Schwäche des Sozialstaates, Abkopplung des ländlichen Raums. Damit verbunden fühlt sich der Einzelne verunsichert, die Ängste vor der Zukunft steigen aber auch das Interesse für Selbsthilfe steigt und die Bereitschaft, offen zu sein für Alternativen.
Mit der Gründung des Netzwerks sollten lokale und regionale Sozialinitiativen, Selbsthilfeorganisationen, Wohn- und Lebensgemeinschaften sowie Alle, die sich für ein von Bürgern getragenes Sozialwesen einsetzen, miteinander verknüpft werden. Wie die Gruppe mitteilte, rückten schnell zwei Arbeitsbereiche in den Vordergrund: Konzipierung von neuen Wohnformen und Verbesserung des Wohnraums und des Wohnumfeldes, um möglichst lange selbstbestimmtes Wohnen zu ermöglichen sowie die Organisation von lokalen Nachbarschafts- bzw. Bürgerhilfen.
In seinen Dankesworten unterstrich Michael Duschka, dass „das Bürgernetzwerk heute den Ehrenpreis stellvertretend entgegen nimmt für all die anderen Einrichtungen im Vogelsberg, die sich aktiv und engagiert für das Gemeinwohl einsetzen. Die Bürger und Bürgerinnen des Vogelsberges sind bundesweit bekannt für ihr soziales Herz“. Gerhard Ruhl als Vertreter des Landrats wünschte der Gruppe, dass „Ihre in die Zukunft weisenden sozialen und mitmenschlichen Gedanken weiterhin auf so fruchtbaren Boden fallen. Die Politik unterstützt und fördert Ihren ehrenamtliche Einsatz.“ Gerhard Ruhl dankte der Gruppe und wünscht allen Ehrenamtlichen weiterhin viel Erfolg. Das Bürgernetzwerk Vogelsberg 2020 war eine von 9 Gruppen und 11 Einzelpersonen, die aus 293 Vorschlägen hessenweit ausgewählt wurden.
Das „Bürgernetzwerk Vogelsberg 2020“ (BNW) ist ein noch nicht näher und endgültig bestimmtes Vorhaben, eine Initiative einiger Bürgerinnen und Bürger mit mindestens 3 Zielbereichen:
Es will dazu beitragen, die auf örtlicher und regionaler Ebene entstandenen oder gerade entstehenden Freiwilligendienste im Jugend-, Erwachsenen- und Altenbereich zu vernetzen zum Zwecke des Erfahrungsaustauschs, der Hebung der Professionalität, der Erreichung von mehr Effektivität und der Gewinnung von politischem Einfluss
Es will neue Initiativen anregen und wecken, z. B. zur Belebung von dörflichen Strukturen, zur Schaffung kultureller Angebote, zur Verbesserung der Infrastruktur, zur Bildung neuer Wohnformen
Es will darüber hinaus ältere Menschen und solche, die es demnächst sein werden, zum Interessenaustausch bewegen, zum Formulieren und Umsetzen ihrer Bedürfnisse ermuntern, zum gemeinsamen Handeln im öffentlichen und gesellschaftlichen Bereich anregen
Mit dieser Zielsetzung reagiert das BNW
auf den demografischen Wandel,
auf die Veränderungen der Sozialstrukturen, besonders im ländlichen Bereich,
auf die Veränderungen der Ansprüche, Bedürfnisse und Erwartungen der Menschen heute und in Zukunft.
Das BNW hat seit November 2005 einige Treffen an verschiedenen Orten im Vogelsbergkreis durchgeführt, zu denen sowohl Vertreterinnen und Vertreter von professionellen Diensten als auch Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Freiwilligendiensten aus dem sozialen Bereich gekommen sind, um die anstehenden Probleme zu besprechen und Ziele für das BNW festzulegen.
Angersbach ist das größte Dorf im Vogelsberg mit mehreren Neubaugebieten rund um den Ortskern. In einigen Nachbarschaften wird eine lebendige gegenseitige Hilfe und Freizeitgestaltung gelebt, besonders dort, wo noch mehrere Generationen einer Familie im Ort leben. Doch aus beruflichen Gründen brechen die bisherigen Familienstrukturen mehr und mehr auseinander und die familiäre Hilfestellung ist dann nicht immer gewährleistet. Hier kann eine organisierte Bürgerhilfe auf ehrenamtlicher Basis das soziale Miteinander am Leben erhalten und Engpässe in der Kinder– und Altenbetreuung ausgleichen.
Wir helfen Ihnen bei Tätigkeiten, die Sie bei Krankheit, Behinderung oder im Alter nicht alleine verrichten können.
Hilfe im häuslichen Bereich
Wir helfen Ihnen zum Beispiel bei:
Begleitdienste (Arzt und Krankenhaus)
Entlastung pflegender Angehöriger
Kinderbetreuung
Behördengänge
Schreibarbeiten
Kleinere Reparaturen
Einkäufe
und in Notfällen aller Art, bei denen Laien helfen können.
Alle Einwohner von Angersbach sind eingeladen, sich an der Arbeit von Angersbach Aktiv e.V. zu beteiligen und Mitglied zu werden. Helfen Sie oder lassen Sie sich helfen! Gemeinsam sind wir stark!
Wir sind keine Konkurrenz zu kommerziellen Pflegediensten oder anderen Hilfsorganisationen.Wir bieten keine Pflege an, kochen nicht und leisten keine medizinische Betreuung.
Wir sind ein Verein, der im Jahre 1999 gegründet wurde, um alljenen Menschen in unserem Dorf zur Seite zu stehen, die Hilfe benötigen. Den Betroffenen soll die Möglichkeit gegeben werden, ihr Leben in der angestammten Umgebung so gut wie möglich selbstständig weiterzuführen. Notsituationen sollen durch rasche Hilfe überbrückt werden. Wir wollen aktiv daran mitarbeiten den Betroffenen eine gute Lebensqualität zu erhalten.
Neben der Gruppe der passiven Mitglieder gibt es eine Anzahl engagierten Mitglieder in der "Hilfgemeinschaft" die uneigennützige Hilfe leisten.
Alle sind Bürger aus Landenhausen. Das bedeutet kurze Wege, der Helfer ist schnell zu erreichen.
Wir sind keine Konkurrenz zu kommerziellen Pflegediensten oder anderen Hilfsorganisationen.
Der Erfolg eines Projekts wie der "Wohnpark Burgblick Ulrichstein" ist davon abhängig, dass mögliche Fehlentwicklungen schon in der Planungsphase erkannt und mittels entsprechender "vorbeugender Maßnahmen" abgewendet werden. Vor allen Dingen darf ein solches Projekt nicht zum Fremdkörper in der Region werden, sondern sollte von Beginn an in dem gesamten sozialen und wirtschaftlichen Umfeld sorgfältig vernetzt werden. Auch aus Kostengründen ist es sinnvoll, Angebote und Initiativen von Privatpersonen, Organisationen und Firmen der Region einzubeziehen.
Von großer Wichtigkeit ist es, bei der Realisierung des Projekts weit über die eigentliche Bauphase hinaus zu denken und zu planen. Ein lebendiger Lebensraum für ältere Menschen, eine wirkliche Dorf-Gemeinschaft,bedarf bestimmter Voraussetzungen, die man im Fall einer Neugründung nicht über einen längeren Zeitraum "wachsen lassen" kann, sondern die bereits in der Planungsphase vorbedacht und implantiert werden müssen. Umfangreiche Erfahrungen mit "Seniorendorf-Projekten", Mehrgenerationen-Häusern usw. liegen noch nicht vor. In der Vorbereitung muss daher auf sozial- und organisationswissenschaftliches Knowhow zurückgegriffen werden, das aus Erfahrungen mit analogen "Dorf-Konstruktionen" (Kinderdorf, Feriendorf, sog. Großgemeinschaften) stammt. Gerade die Geschichte verschiedener Ferienpark-Projekte in der Region, nicht zuletzt auch die des Ferienparks Burgblick in Ulrichstein selbst, weist auf Schwierigkeiten hin, die im Interesse von Dauerbewohnern mit im Vergleich zu Feriengästen weit höheren Ansprüchen und ernsthafteren Bedürfnissen unbedingt vermieden werden müssen. Aus Erfahrungen mit großen Lebens-gemeinschaften, die beispielsweise Schlösser oder Gutshöfe gemeinsam restauriert und bewirtschaftet haben, kennt man Probleme internen Streits und ständiger Fluktuation, aber auch der Lähmung von Entscheidungsprozessen durch ein zu großes Maß an "Demokratisierung".
Von entscheidender Bedeutung dürfte angesichts des sich abzeichnenden Pflegenotstands die Bewältigung der Aufgabe sein, genügend qualifiziertes und motiviertes Personal nach Ulrichstein zu ziehen und dort auch zu binden. Hierzu bedarf es einer ganzen Palette von Angeboten, die über ein "gutes Betriebsklima" weit hinausgehen:
Bereitstellung ausreichenden und preiswerten Wohnraums, eventuell kombiniert mit Modellen zum Erwerb preisgünstigen Wohneigentums durch Eigenleistung und Nachbarschaftshilfe (hierdurch könnte u.U. auch das Problem des Leerstands im Ortskern von Ulrichstein gelöst werden; siehe "Perspektiven")
Sicherung der Kinderbetreuung für Alleinerziehende
evtl. weiterführendes privates Schulangebot am Ort, da dieses bildungsbewusste Eltern derzeit in besonderem Maße zum Zuzug bewegen würde.
Wie aus einem Bericht über das Seniorendorf-Projekt in Meppen (siehe Linkliste am Ende dieses Beitrags) zu entnehmen ist, gehen auch die Erwartungen der Dorfbewohner im Seniorenalter weit über das hinaus, was traditionell unter "Seniorenbetreuung" verstanden wird. Zitat:
>> Ganz unter sich sein wollten nur die wenigsten Senioren, weiß Heidrun Hiller, die sich an der Hochschule Neubrandenburg mit Stadtplanung für Ältere beschäftigt: „Befragungen zeigen, dass viele ältere Menschen großen Wert darauf legen, auch am Leben der Jüngeren teilzuhaben. Sie genießen den Blick auf den Sport- oder Spielplatz, auf die Abc-Schützen an der Ampel oder auf das geschäftige Treiben zur Rushhour.“ Auch seien sie gern bereit, mal als Babysitter auszuhelfen. „Aber als unmittelbare Wohnungsnachbarn sind ihnen ruhige, gleichaltrige Bewohner oft lieber.“ Damit Projekte wie das in Meppen funktionieren, sei aber eines ganz wichtig: „Dass sich die Bewohner für die neue Gemeinschaft engagieren können.Dieses Bewusstsein kommt in Deutschland leider erst allmählich in die Köpfe.“<<
In einer Leserzuschrift zum Thema Seniorendorf Meppen heißt es:
>> Guten Tag,
meine Frau und mich 66/62 interessiert das Wohnen in einem Seniorendorf, in dem das Miteinander und Füreinander gepflegt und als wichtigstes Kriterium für eine Aufnahme angesehen wird. Falls es in einem solchen Seniorendorf die Möglichkeit der Anmietung einer Immobilie gibt, wären wir für Informationen sehr dankbar. Wir sind beide mobil, gesundheitlich nicht angeschlagen und freuen uns auf soziale Kontakte.<<
Aus diesen Zitaten lässt sich entnehmen, dass sich Personalmanagement und "Seniorenprogramm" sehr sinnvoll kombinieren lassen; etwa indem die Senioren-aktivitäten so organisiert werden, dass ein Geben und Nehmen möglich wird (z.B. Betreuung von Mitarbeiter-Kindern durch Bewohner des Seniorendorfs im Kinder-gartenbereich oder bei den Hausaufgaben, dafür Mithilfe von noch beruflich aktiven Erwachsenen und Jugendlichen bei der Pflege der Seniorenhäuser und Grundstücke).
Die Notwendigkeit weiterer generationsübergreifender Verknüpfungen unterschiedlichster Lebens- und Tätigkeitsbereiche zeichnet sich aufgrund der Tatsache ab, dass ein reiches "Dorfleben" schon aus wirtschaftlichen Gründen nicht ausschließlich mit "Professionellen" sicherzustellen ist, sondern es einer Vielzahl von Aktivitäten und Angeboten bedarf, die von Freiwilligen aller Altersgruppen in einer Art Bürgernetzwerk getragen werden. Die "Perspektiven für Ulrichstein" nennen etwa gemeinschaftlich organisierte Fahrten "z.B. nach Schotten oder Lauterbach oder auch Gießen und Fulda, für Einkäufe oder Erledigungen, aber auch für die Wahrnehmung kultureller Angebote wie Kino, Theater etc."
Hier ist auch Raum für die unter "Handlungsziele 1" genannten "neue(n) vereins- und gruppenübergreifende(n) Gemeinwesen-Initiativen mit eigenen Trägerschafts- und Organisationsfunktionen, die allerdings von einer ständigen "Wohnpark-Expertengruppe" angeleitet und koordiniert werden sollten, um einen Widerspruch zwischen "gut gemeint" und "gut gemacht" gar nicht erst entstehen zu lassen.
UMSETZUNG DES WOHNPARK- KONZEPTS IN ULRICHSTEIN
Es ist sicherlich wünschenswert, den sich abzeichnenden Aufschwung bei der Entwicklung zukunftsfähiger Angebote im Bereich der Seniorenbetreuung als Rückenwind für eine schnelle Realisierung des Seniorendorf-Projekts in Ulrichstein zu nutzen. Eine langwierige Genehmigungs- und Errichtungsphase wäre m.E. gar nicht abzuwarten, sondern es könnte auf der Grundlage des vorhandenen Gebäudebestands bereits sehr kurzfristig eine "Wiederbelebung" des Ferienparks Burgblick als "Wohnpark Burgblick Ulrichstein" stattfinden. Weitere Neubau- und Modernisierungsmaßnahmen wären bei intelligenter Planung auch im laufenden Betrieb zu realisieren.
Ein schneller Start auf der Basis des vorhandenen Gebäudebestands würde, flankiert durch den öffentlichen Aufmerksamkeitswert über die Region hinaus und angeregt durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit, die zu erwartenden Anlaufschwierigkeiten bei der Konzeptentwicklung und Personalrekrutierung sehr verkürzen und wäre auch einer Vermarktung neu zu errichtender Kleinsthäuser oder Appartements sicherlich förderlich.
U. Lange
Links zu den ersten Senioren-Dorf-Projekten in Deutschland:
Wohnstandorte und Lebensqualität im Alter
Manfred Eibl [...] betonte, dass Daseins- vorsorge mit funktionsfähigen intak- ten Orts- und Dorfkernen beginne. [...]
Ursula Kremer-Preiß, Leiterin des Fach- bereichs „Wohnen und Quartiersge- staltung“ im Kuratorium Deutsche Alters- hilfe stellte die zukünftigen Herausfor- derungen für das Wohnen im Alter wie demografische Alterung oder steigende Bedarfe an Pflege bei gleichzeitiger Ver- ringerung des privaten Pflegepoten- zials dar. Ein zentraler Lösungsansatz ist dabei die Weiterentwicklung von Wohnstand- orten im Sinne von Quartiersprojekten, um das selbständige Wohnen im ver- trauten Wohnumfeld zu erhalten und Eigeninitiative und gegenseitige Hilfe zu stärken.
Bei einer solchen Quartiersentwicklung sind sechs Aspekte besonders zu be- achten:
generationengerechte räumliche Infrastruktur,
bedarfsgerechtes Wohnangebot,
bedarfsgerechte Dienstleistun- gen und Angebote,
tragende soziale Infrastruktur,
wertschätzen des gesellschaft- lichen Umfelds sowie
wohnortnahe Beratung und Begleitung, welche sie mit Beispielen illustrierte.
Seit einigen Jahren besteht (nahe- zu) ein Konsens, dass zur Schlie- ßung derartiger Versorgungslücken eine kleinräumige Vernetzung und bedarfsgerechte Ausgestaltung un- terschiedlicher Leistungen erfolgen muss. Dies verbindet sich insbe- sondere mit dem Begriff des Quar- tiers und der Quartierskonzepte. Diese Grundlinie in der Argumenta- tion findet sich sowohl bei Wohl- fahrtsverbänden als auch bei Kom- munalverbänden und nicht zuletzt bei Bund und Ländern.
Grundlegend ist dabei, dass aus dem Quartier heraus spezifische Lösungen für die jeweiligen Be- darfe gesucht werden und diese Suche an den jeweils vorhandenen bzw. für das Quartier mobilisier- baren Potenzialen ansetzt. Konkret bedeutet dies: „Jemand“ muss die Bedarfssituation vor Ort bzw. im Quartier / Dorf erkunden und Ideen entwickeln, wie vorhan- dene sozialstaatliche Leistungs- und Finanzierungsstränge wirt- schaftlich und organisatorisch ein- gebunden werden können.
Hierzu müssen Partner (z.B. Wohl- fahrtsverbände) angesprochen, überzeugt, koordiniert und ggf. Ko- operationsverträge ausgehandelt werden. Nicht minder wichtig ist es in der Regel, geeignete Räume zu finden, sie herzurichten (als Treff-punkte, für spezifische Angebote oder als altersgerechter Wohn- raum) und für deren langfristige Bewirtschaftung eine geeignete Lösung/Trägerschaft aufzubauen.
Schließlich leben derartige Quar- tierskonzepte von der Einbin- dung ehrenamtlicher Potenziale und vom Aufbau guter Nachbar- schaften (informelle Nachbar- schaftshilfe). Dabei geht es nur vordergründig um Kosteneinsparung. Mindestens ebenso wichtig ist die sinnstiftende und ggf. sogar salutogenetisch, d. h. auf den Prozeß der Gesundheit gerichtete wirksame Aktivierung der Bewohner.