Seniorenvertretungen

im Vogelsbergkreis

 
Beispiele für bürgerschaftliches Engagement

Quelle: http://www.vorderer-odenwald-evangelisch.de/index.php/aktuelles/358-eine-zuhause-fuer-alte-menschen
 

1. Ein Zuhause für alte Menschen 
       Ulf Häbel stellt Modell von Nachbarschaftsfamilien vor 

 
vortrag haebel hp1
Es gibt Begriffe, die inzwischen zum gesellschaftlichen Bestand gehören wie die Kirche zum Dorf. Der vom "demografischen Wandel" ist so ein Stichwort. Es ist kaum noch aus einer politischen Debatte wegzudenken, wenn es um die Zukunft von Deutschland geht. Auch Kirche kann ein Lied davon singen. Die Anzahl "der Schäfchen" schrumpft und die Mitglieder sind überwiegend ältere Menschen. Doch statt die Zustände zu beklagen hat Ulrich Häbel beschlossen etwas gegen diese Entwicklung zu tun. Der umtriebige Pfarrer im Ruhestand ist ein Tausendsassa. Jahrelang war er Seelsorger im Vogelsberg, wo er auch einen kleinen Bauernhof betreibt. In dem Dorf Freienseen hat Häbel ein spannendes Projekt ins Leben gerufen: Das Vogelsberger Seniorennetzwerk e.V. Dieses Projekt hat sein Zuhause in einem einst leer stehendem Gebäude. Im Vogelsberg sind viele Gebäude verwaist. Die jungen Menschen sind fortgezogen um Arbeit zu finden. Für Ulf Häbel war irgendwann klar: hier muss Kirche aktiv werden. "Wenn die Herkunftsfamilie als Lebensraum, in dem man alt werden kann und Hilfe erfährt, wegfällt, dann kann das Modell der Nachbarschaftsamilie diese Funktion übernehmen", so Häbel. In seinem kurzweiligen und freigehaltenen Vortrag unter dem Titelvortrag haebel hp2"Leben und Sterben, wo ich daheim bin", stellte er vor rund 40 Zuhörern im Mehrgene-rationenhaus in Groß-Zimmern das Konzept vor. "Das Wort Alt definiere ich für mich so: am Leben teilhaben!" Damit diese Teilhabe vor Ort gelingt, habe er Betroffene angesprochen, und seine Ideen Politikern und Investoren vorgestellt. Kein einfaches Unterfangen, wie Häbel mit einem Schmunzeln betont. In dem Haus der Begegnung, das sich derzeit im Auf- und Umbau befindet, soll ein Dorfladen untergebracht werden, eine Tagesbetreuung für Demenzkranke stattfinden und ein Arztzimmer für Krankengymnastik eingerich- tet werden. Geplant sind ferner Zimmer für "betreutes Wohnen" sowie kulturelle Angebote. Die Alten sollen aber nicht unter sich bleiben, so Häbel. Wohnen, gemeinsam kochen und erzählen, sei eine generationsübergreifende Aufgabe. "Die Ziele der Nachbarschaftshilfe lassen sich in drei Worten fassen: treffen, helfen und vermitteln." Und das tut Ulf Häbel mit seinen inzwischen 70 Jahren. Für seinen authentischen und anregenden Vortrag erhielt er viel Applaus von den Zuhörern, die am Schluß noch Gelegenheit hatten Fragen zum Projekt zu stellen.

 

2. "Vergesst das Land nicht!"

Ein offener Brief des Seniorenbeirats der Stadt Lauterbach und die Reaktionen darauf
Angesichts der vielfältigen politischen Aktivitäten zur Bewältigung des demografischen Wandels in der Vogelsbergregion wies die Seniorenvertretung der Stadt Lauterbach in einem landesweit versandten offenen Brief an die Entscheidungsträger in Politik, Wirtschaft und Verwaltung auf das Kernproblem einer ungesteuerten und durch falsche Maßnahmen noch geförderten Konzentration der arbeitenden Bevölkerung in großstädtischen Ballungsgebieten zu Lasten einer Verödung und Überalterung der ländlichen Räume hin. Ihre Kernthese: Durch gezielte strukturpolitische Maßnahmen (z.B. Ansiedlungs-anreize nach dem Vorbild der früheren Zonenrandförderung, Ausbau der Verkehrsinfrastruktur und der Kommunikationsnetze sowie Erhaltung und Erweiterung von Schulen, Kindertages- und Sportstätten) müsse der als unaufhaltsam angesehene Prozess, dass die Jungen der Arbeit nachzögen, umgekehrt werden: Arbeitsplätze zurück aufs Land! Und gleichzeitig: Entlastung der Ballungsgebiete vom Druck des ungebremsten Zuzugs mit Begleiterscheinungen wie Explosion der Immobilienpreise und Mieten, Über-lastung der Infrastruktur, wachsende Kriminalität und Verwahrlosung u.a.m.

Die Reaktionen auf diesen dramatischen Appell waren geteilt. Viel grundsätzliche Zustimmung bei den unmittelbar Betroffenen in der Region, aber auch große Skepsis, dass sich an den kritisierten Verhältnissen etwas ändern werde. Aus der Politik (sofern überhaupt geantwortet wurde) kamen vor allem Hinweise darauf, dass doch bereits so viel geschehen und noch mehr geplant sei.*) Dr. Bernd Liller, einer der Unterzeichner des Briefes, zieht am Ende das Fazit: "Bei aller Freundlichkeit der Schreiben, ich sehe nicht, dass man dem Problem der massiven Ausdünnung der ländlichen Regionen und des Erstickens der Ballungsgebiete wirklich in die Augen sieht."

 


KOMMENTAR

Außer Spesen nichts gewesen? Hätte man sich die ganze Mühe demnach auch sparen können? Ich glaube: Nein! Denn einmal ist es wichtig, dass hier eine Seniorenvertretung die gesamtgesellschaftliche Proble-matik in den Blick nimmt und damit ein klares Signal setzt: Die Interessenvertretung der "Generation 60plus" endet nicht an der rollatorengerechten Bordsteinkante!

Und natürlich werden hier Prüfsteine in die öffentliche Diskussion hinein getragen, an denen das Problemlösungspotenzial und die Nachhaltigkeit so manches mit viel Geld geförderten "Projektes" gemessen werden müssen. Wenn auch hierdurch nicht bewirkt werden kann, dass man alle Mittel und Kräfte im Sinne einer Lösung an der "Wurzel" der Probleme konzentriert, so kann doch durch kritische Aufmerksamkeit nach dem Vorbild der Lauterbacher Seniorenvertreter mancher Unsinn verhindert und können Richtlinien durchgesetzt werden, die verhindern, dass der Kuchen der Regionalförderung sich in lauter Krümel auflöst, mit denen die Politik den Wählermassen das Gefühl vermitteln will, dass an jeden doch irgendwie gedacht wurde. So sollte z.B. angesichts der wachsenden Leerstände bei Wohn- und Gewerbeimmobilien vor jedem Neubauvorhaben geprüft werden, ob nicht der bereits vor-handene Bestand einbezogen, modernisiert und so wieder genutzt werden könnte.

Wir müssen allerdings akzeptieren, dass nicht alle in einer neu erblühenden Region Vogelsberg ihren einzigen Daseinszweck sehen und aufgrund ihrer individuellen Lebenssituation u.U. auch andere Kosten-Nutzen-Rechnungen aufmachen als diejenigen, die den Überlegungen des Lauterbacher Seniorenbeirats zugrund liegen.

Auf der anderen Seite kehren sich Ströme, gegen die man lange Zeit vergebens geschwommen ist, zuweilen fast von alleine um, wenn etwa wirtschaftliche Krisen oder einfach die Vernunft dies erfordern, der Problemdruck groß genug ist. Ich denke hier an die Neubesiedlung spanischer Dörfer durch junge Arbeitslose, die in Gemeinschaftsprojekten ihre Existenz sichern und ihre Würde bewahren. Und unter Umständen wird die wachsende Altersarmut in Deutschland, die sicher prognostizierbar ist, viele Ältere dazu bewegen, die auf andere Weise kaum aufzubessernden Alterseinkünfte durch Inanspruchnahme billigen Wohnraums auf dem Lande zu kompensieren. Hier könnte natürlich eine kluge und weitsichtige "Vermarktung" der Region (auch das wäre "Ansiedlungspolitik") nicht schaden (siehe das Beispiel der Gemeinde Wanfried in Nordhessen). Übrigens auch hier viel Raum für ehrenamtliches Engagement und gute Ideen! Möglicherweise zahlt sich sogar die dezentrale Energieerzeugung einmal tatsächlich aus (was immer noch viele bezweifeln), wenn Städte und Gemeinden den in ihren Windfarmen erzeugten Strom selbst vermarkten und mit preiswerter Energie Standortvorteile gewinnen.
   Ulrich Lange       
 
 
 

3. Eine Anregung zur langfristigen ärztlich-pflegerischen Versorgung der Region
Bernd Liller
am 22. Februar 2013
 
Im MORO sind ja die langfristige ärztlich-pflegerische Versorgungen beinhaltet. Da es nicht wirklich sicher ist, ob der VB-Kreis genug flächendeckende Hausarztpraxen haben wird, könnte hier das Schweizer Modell des Doc-Mobil auch helfen. In Zusammenarbeit mit den KVen und Krankenkassen wäre sowas genial. Der Arzt kommt im voll ausgerüsteten Hausarztmobil berechenbar zu den abseits gelegenen Dörfern, wo kein Hausarzt ist oder mehr hinfahren will, da die Hausbesuche zeitlich zu aufwändig werden. Hier der Link aus dem Ärzteblatt:

http://www.aerzteblatt.de/archiv/134335/Mobile-Versorgung-Praxis-auf-Raedern
Wenn man dazu noch die arztentlastenden Dienste behutsam auf sicherer rechtlicher Grundlage hier einführte, wie es in Mek-Pom schon geschieht, dann hätten wir die Kuh vom Eis.

Ergänzende Information:
AGnES: Hausarztunterstützung durch qualifizierte Praxismitarbeiter –

Evaluation der Modellprojekte: Qualität und Akzeptanz
(
Quelle: Deutsches Ärzteblatt)
 
Hintergrund:
 
Im AGnES-Konzept (Arztentlastende, Gemeindenahe, E-Health-gestützte, Systemische Intervention) können Hausärzte Krankenbesuche und medizinische Tätigkeiten an qualifizierte Mitarbeiter delegieren und damit einen größeren Patientenstamm versorgen. Seit 2005 werden AGnES-Modellprojekte in verschiedenen Bundesländern mit unterschiedlichen Schwerpunkten durchgeführt. Diese wurden aktuell evaluiert.
 
Methoden: Patientendaten, beispielsweise Alter, Geschlecht, Diagnosen, Pflegestufe und Mobilität, sowie alle Tätigkeiten der AGnES wurden IT-basiert dokumentiert. Zusätzlich wurden Hausärzte, Praxismitarbeiter und Patienten standardisiert befragt. Themen waren Akzeptanz des Konzepts, Kompetenzen der AGnES-Mitarbeiterinnen und Versorgungsqualität. Im Rahmen dieser Evaluation wurde die Qualität der medizini-schen Versorgung innerhalb des AGnES-Konzeptes durch die teilnehmenden Hausärzte beurteilt.Ergebnisse: Bis zum 8. Juli 2008 wurden bei 1 486 Patienten 8 386 Hausbesuche durchgeführt. Die Eva-luation zeigt eine hohe Akzeptanz des Konzepts bei den beteiligten Ärzten, Praxismitarbeitern und Patienten. Nach Ansicht der beteiligten Ärzte ist die Qualität der medizinischen Versorgung innerhalb des AGnES-Konzeptes für die große Mehrheit der Patienten gut.
 
Schlussfolgerung: 
Die direkte Anbindung der AGnES an Hausarztpraxen wirkt einer Entstehung von Doppelstrukturen effektiv entgegen. Die Ergebnisse der AGnES-Modellprojekte waren Grundlage einer Gesetzesänderung im SGB V, die eine Überführung in die Regelversorgung ab Januar 2009 erlaubt. Nächste Schritte sind die Gestaltung einer EBM-Position durch den Bewertungsausschuss und die detaillierte Definition der Qualifizierungsvoraussetzungen.
 
Fazit: 
"Die Ergebnisse der Modellprojekte sprechen dafür, dass das AGnES-Konzept die Situation der haus-ärztlichen Versorgung in von Unterversorgung bedrohten Regionen wirksam verbessern kann."
 
 
Ich hätte da mal eine Frage...
Gibt es - u.U. verbunden mit dem von Dr. Bernd Liller ins Gespräch gebrachten "Projekt DocMobil" aus der Schweiz - auf Kreisebene bereits Ansätze zur Sicherung der medizinischen Versorgung in der Fläche, die die Ergebnisse des AGnES-Projekts aufgreifen? Oder anders: Müsste es diese nicht längst geben?
Die 
jüngst erschienene Ergebnisdokumentation des MORO-Prozesses "Zukunft Vulkan Vogels- berg" bleibt hier sehr schwammig. Und auch der Bericht der "Fachstelle ärztliche Versorgung" vor dem  Kreissenioren-beirat (als Pressemeldung eingestellt am 30.07. 2014) sprüht nicht gerade vor neuen Ideen oder zukunftsweisenden Aktivitäten! Überhaupt muss man den Eindruck gewinnen, dass im "Akteursnetzwerk" für die Erarbeitung der Regionalstrategie Daseinsvorsorge die Vorschläge sachkundiger "Vertreter von ehrenamtlichen Institutionen und Initiativen" kaum gefragt sind und neben den "Akteuren aus Politik und Verwaltung des Kreises und der Kommunen, externen Fachexperten, Infrastrukturträgern und Anbietern von Dienstleistungen" praktisch keine Rolle spielen. Das oft beschworene "Mitreden" des Bürgers bleibt hier wiederum reine Schaufensterveranstaltung und im Ergebnis folgenlos. "Das Undenkbare Denken" ist dann am Ende  - von lobenswerten Einzelbeispielen wie dem Lautertaler Pilotprojekt zur Abwasserentsorgung vielleicht einmal abgesehen - auch nur eine weitere Politiker-Sprechblase, die Modernität, Kreativität und Dynamik lediglich vortäuschen soll.
 
Ulrich Lange   

4. Ein sanierungsreifes Forsthaus in Romrod
wird "Mehrgenerationen-Haus"

Quelle:
http://www.lauterbacher-anzeiger.de/lokales/vogelsbergkreis/weitere-gemeinden/romrod/kann-staedtchen-lebenswerter-machen_14145867.htm

Projekt Leben und Wohnen im Alter in der Planungsphase
Romrod 17.05.2014

 

ROMROD - (hek). Einen entscheidenden Schritt auf dem Weg das Projekt „Leben und Wohnen im Alter“ im ehemaligen Oberforstamt in Romrod zu verwirklichen, sind die Stadtverordneten am Donnerstagabend im Clubraum des Bürgerhauses gegangen. Sie stimmten bei einer Gegenstimme dafür, die Planung auf dem Stand aus dem August 2013 voranzutreiben. Einstimmig votierten sie außerdem dafür, dass die Eigenmittel in Höhe von rund 1,4 Millionen Euro bereitgestellt werden, dass der Magistrat beauftrag wird, einen Pachtvertrag über 20 Jahre mit einem Betreiber zu schließen, und dass der Förderantrag beim Land Hessen gestellt wird.

„Das Projekt ist verfolgenswert und das Finanzierungsmodell ist schlüssig“, begründete Thilo Nau-jock für die CDU-Fraktion ihre Zustimmung. Dadurch könnte ein Bindeglied für die Generationen in Romrod entstehen. Auch Arnd Planz, SPD-Fraktionsvorsitzender, sah in dem Projekt eine Chance, „unser Städtchen lebenswerter zu machen“.



 




Seniorentreff Schotten
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Erweiterung des Dorfgemeinschaftshauses Ulrichstein-Unter-Seibertenrod in Eigenleistung
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Navigation

 

Grundsätzlich gilt: die Arbeitsgruppen sind offen für alle Men- schen, die ihre Ideen einbringen wollen.

Sprecherinnen: 
Rosemarie Müller und Melanie Merte
Kontakt: 
Zur Koordination Ihrer Anfragen steht Ihnen Frau Obenhack im Koordina- tionsbüro der Kreisverwaltung gerne zur Verfügung.
Telefon:
06641 / 977-3404 
E-Mail: 
sandra.obenhack@vogelsbergkreis.de

 
Wettbewerb "Gute Beispiele im Ehrenamt" 

Das Handlungsfeld "Bürgerschaft- liches Engagement" möchte im Rahmen eines Wettbewerbs gute Praxisbeispiele finden und die Vielfalt der Ideen ehrenamtlichen Engage- ments sichtbar machen und belohnen! 
 
Die Ausschreibung können Sie 
hier 
einsehen. Bitte nutzen Sie das 
Bewerbungsformular  

Bewerbungsschluss ist am 31.08.2014

11. Treffen des Handlungsfelds "Bürgerschaftliches Engagement" am 07.04.2014 in Ulrich-
stein

Link zur Ehren-amts-Suchma- schine des Landes Hessen (Klick auf
das Logo)


"Durch bürgerschaftliches Engagement
kann auch im sozialen Bereich vieles erreicht werden, was den Kommunen oder sozialen Ein- richtungen heute nicht mehr mög- lich ist. Defizite in der Versorgung mit Lebensmitteln oder Dienst- leistungen in kleineren Orten werden mancherorts durch sog. Nachbarschaftsläden ausgegli- chen, die von ehrenamtlich aktiven Bürgerinnen und Bürgern geführt werden. Diese Läden dienen nicht zur Einkommensdeckung, sondern alleine der Versorgung der Bevöl- kerung, und dabei vor allem denjenigen Menschen, die nicht mobil sind (Senioren oder Haus- frauen ohne Zweitwagen).
In ballungsraumnahen Orten nimmt die Intensität der zwischen- menschlichen Beziehungen dagegen ab; Gründe dafür sind neben dem allgemein zunehmen- den Rückzug ins Privatleben auch die geringeren verwandtschaftli- chen und nachbarlichen Bindun- gen, da es inzwischen eher die Ausnahme ist, daß mehrere Generationen einer Familie im gleichen Ort leben (ob nun wegen des Arbeitsplatzangebotes oder der Lage). Hier entstehen nun zunehmend Probleme durch fehlende Unterstützung der älteren Menschen bei den täglichen Dingen: ob nun beim Einkaufen im Nachbarort oder bei der Hausarbeit oder kleineren Reparaturen. Aber dies gilt nicht nur für ältere Menschen, sondern u.U. auch für junge Familien, wenn Kinder gehütet werden müssen oder Hausaufgabenbetreuung nötig ist.
Zur Lösung dieser Problematik werden vielerorts Dienstleis- tungstauschbörsen gegründet, nach dem Motto "Tausche Rasen mähen gegen Marmelade kochen". Hierbei werden Leistungen nicht gegen Geld, sondern auf der Basis von Zeitkonten getauscht.
Ein Forschungsprojekt untersucht derzeit bundesweit derartige Aktivitäten von Dorfbewohnern, um daraus einen Leitfaden für Kommunen zu entwickeln, wie für dieses ehrenamtliche Engagement die optimalen Rahmenbedingun- gen geschaffen werden können. Dafür werden noch weitere konkrete Beispiele gesucht, z.B. zur Verbesserung der Situation von Familien oder älteren Menschen im ländlichen Raum. Um dem demographischen Wandel und weiterer Abwanderung junger Menschen aus peripheren Räumen begegnen zu können, sind alle Aktivitäten interessant, die die Lebensqualität für die verschiedenen Altersgruppen im Dorf verbessern können.

 


 
"Ein positives Beispiel *)
ist Schlitz-Hutzdorf im Vogels- bergkreis: Hier haben die Be- wohner durch ihr besonders großes Engagement die Wir- kungen des Dorferneuerungs- programmes noch deutlich verstärkt, indem sie durch Eigenleistungen nicht nur ein Feuerwehrgerätehaus in die ehemalige Dreschscheune eingebaut, sondern auch einen Grill- und Bolzplatz errichtet haben. Hinzu kamen weitere Arbeiten wie Hilfe beim Umbau des Dorfgemeinschaftshauses und bei der Gestaltung von Freiflächen. Somit konnten der Stadt Schlitz hohe Kosten erspart und für das Dorf wich- tige Einrichtungen für das Gemeinschaftsleben geschaf- fen werden."
Dass
herausragende
Gemeinschafts-
leistungen

auch aktuell noch möglich sind, zeigte sich erst kürzlich in dem Ulrichsteiner Stadtteil Unter-Seibertenrod, wo das DGH mit einem
beeindruckenden Anteil an Eigenleistung der Dorfbe- wohner in zukunftsorientierter Passivbauweise zur "Kulturel- len Mitte" ausgebaut, ein Jugendraum eingerichtet und das Backhaus renoviert wurde. Hier der Bericht von der Einweihung

*) Solche Aktionen wären auch möglich bei der Ein- richtung von seniorenge- rechten Wohnungen oder Mehrgenerationen-Wohn-Projekten in leerstehen-
den Häusern!


Kompetent und effizient:
Nutzen und Leistungen engagementfördernder Infrastruktureinrichtun- gen

 
Engagement zu fördern und dazu zu ermutigen sowie Engagement- möglichkeiten zu eröffnen, ist auch Aufgabe von Politik und Verwaltung. Für die konkrete Ausgestaltung  einer breit ange- legten Politik der Förderung und Unterstützung bürgerschaftlichen Engagements bedarf es jedoch eines politischen Leitbildes. 
Ein Leitkonzept, das den Staat und seine Institutionen in seinem Verhältnis zur Bürgergesell- schaft beschreibt, ist das des „ermöglichenden Staates“ (vgl. Gilbert/Gilbert 1989). Gemeint ist hier ein Staat, der bei der Erledi- gung öffentlicher Aufgaben „auf Augenhöhe“ mit den unterschied- lichen Akteuren des bürgerschaft- lichen Engagements kommuni- ziert und kooperiert (vgl. Evers 1999 und Olk 2001). [...] 
Der „ermöglichende Staat“ will Hürden, die bürgerschaftliches Engagement erschweren, aus dem Weg räumen. Er will bürokratische Überregulierungen abbauen und vor staatlicher Gängelung schützen. Gleichzeitig soll der Staat förderliche Rahmenbedin- gungen im Dialog mit den zivil- gesellschaftlichen Organisationen und der Wirtschaft schaffen, die bürgerschaftliche Beteiligung fördern und das Zusammenwirken der unterschiedlichen gesell- schaftlichen Bereiche im Sinne gemeinsam wahrgenommener Verantwortung ermöglichen. 
Rechtliche, organisatorische und finanzielle Rahmenbedingungen haben einen entscheidenden Ein- fluss darauf, ob und inwiefern bürgerschaftliches Engagement ermöglicht oder erschwert wird.
Es geht also darum, die Voraus- setzungen dafür zu schaffen, dass 
sich bürgerschaftliches Engagement optimal entfalten kann. Selbstorganisation, Verantwortungsübernahme  für sich selbst und andere sowie eine aktive Teilhabe an der Gestaltung unserer Gesellschaft sollen er- möglicht werden. Zu den Rahmenbedingungen gehört eine Infrastruktur, die Bürgerinnen und Bürgern den Zugang zum bürger- schaftlichen Engagement oder die Arbeit darin erleichtert und fördert.