Quelle notwendiger Anstöße Anmerkungen zur strategisch genutzten Ressource Bürgerbeteiligung
"Ja, im Vogelsberg sind die aktiven Menschen gut vernetzt, und die Beteiligung ist gut organisiert und wird zur Quelle notwendiger Anstöße."
Landrat Manfred Görig
Das klingt doch schon mal gut. Gerade bin ich 65 geworden und sehe dem Rentenbezug entgegen, der – dem demografischen Wandel sei Dank – allerdings erst mit Verzögerung von einem Vierteljahr eintreten wird. Trotz mancher Blessuren, die das Leben auch bei mir hinterlassen hat, ist mein Elan noch nicht ganz versiegt. Probleme lösen war mein Alltag. Der Kopf funktioniert noch. Und die Schwierigkeiten werden mit dem Alter ja auch nicht weniger, wenn man genau hinschaut. Nicht vor der „eigenen Haustür“, vor der man bekanntlich zuerst kehren soll. Und auch nicht im näheren sozialen Umfeld. Erst recht nicht beim Blick „in die Politik“.
Dir, meinem Vogelsberg, gelte mein Lied!
Nennt man dich Bergezwerg, bist doch ein Glied,
Kettenglied deutscher Höh'n, die hoch zum Himmel seh'n,
bist ein Stück Vaterland, nur nicht genug erkannt,
„so schön wie eins.”
Wonnig in reiner Luft badet die Brust,
alles ist Blütenduft, Jubel und Lust,
hier frisches Waldesgrün, dort Fels im Sonnenglüh'n,
Wild genug, Vogelsang, Weidgang am grünen Hang,
„Dörfer im Tal.”
Hier ein Forellenbach, dort Silbersee,
überall gastlich Dach, Erdbeer und Schleh',
Farrenkraut, Himbeerstrauch, Heidelbeer', Meilerrauch,
Eiche und Lindenbaum, Erle am Ufersaum,
„Buchen zumal.”
Tanne so hoch und schlank, Mastengestalt, Straße mit Ruhebank, blau von Basalt,
Menschen so stramm und grad in ihrem Sonntagsstaat,
sanglustig, frisch und frei, fröhlich und fromm dabei,
„und stolz darauf.”
Vogelsberg, nimmer mehr geb ich für Geld dich her, „laß nicht von dir!”
*) Ferdinand Brigleb war 1881 Mitgründer des Vogelsberger Höhen-Clubs (VHC), Der Text zum Vogelsberglied „Dir mein Vogelsberg” ist das einzig erhaltene Gedicht von ihm.
Auftragskomposition des Landkreises: "Wir sind Vogelsberg, yeah, yeah, yeah, na, na, na,
dumm, dumm, dumm, Gott, wie blöd!
Ganzer Text sehr gern auch nochmal hier! Grüße aus der Kreisverwaltung
Kommentar auf Oberhessenlive: "Es soll ein peppiges Statement für den Vogelsbergkreis sein. Mit einem Videoclip auf Youtube will der Landkreis zeigen, was in ihm steckt. Doch was jung, frisch und dynamisch wirken soll, erinnert eher an einen mäßigen Cluburlaub Ende der 90er."
Also, was die imagefördernde Wirkung angeht, könnten die Macher des Videos sich von den "Amigos" aber eine dicke Scheibe abschneiden (siehe "Ulrichstein im Schnee")! Sogar das Video "Wir dappe durch den Vogelsberg" von Adam und den Mickys zeigt mehr "Vogelsberg-Atmoshäre! Also Freunde: Augen auf beim Video-Kauf!
Jetzt neu: "Wir sind Vogelsberg/die Kinder des Vulkans/einfach nur unbegabt usw." mit tollerTanzanleitungfür Waldorfschüler!
Kleiner Kommentar:
Also, Kameraden: Wenn's so krampfhaft immer irgendwas mit "Vulkan" sein und unbedingt dazu getanzt werden muss, empfehle ich stattdessen die Single von Anton Urlaub (alias Tony Holiday):
Oder wie wär's mit der irgendwie abgecovert wirkenden bzw. zumindest vom Thema her geklauten "Heiß wie ein Vulkan"-Variante von den "Amigos", am besten in der nochmals gecoverten Heimorgel-Version einer gewissen Edith, dafür immerhin ganz ohne dieses peinliche Gehopse:
Auch ohne Beinarbeit, aber immer noch "so heiß wie ein Vulkan" wäre dann vielleicht noch DAS im Angebot. Und selbst dieses lässt sich noch toppen: "Heißer als ein Vulkan" geht es HIERzu! Usw., usw., usw.!
Also mal ehrlich... Wer hat eigentlich geglaubt, dass dieses Vulkan-Label für den Vogelsberg den Bergezwerg unverwechselbar machen würde? Meint
Euer Bernd, das (Vulkan)Brot!
No. 4
Good Old Wougelsbörg-Blues (Text: U. Lange, Musik: egal, Hauptsache Blues-Schema)
Oh, du mein Vogelsberg
Bist nicht so hoch wie die Rhön
Oh, du mein Vogelsberg
lang nicht so hoch wie die Rhön
Drum nennt man dich Bergezwerg, Baby
Und ich kann das versteh'n.
Oh, du mein Vogelsberg
Wo's so viel regnet und weht
Oh, du mein Vogelsberg, Baby
Wo's immer regnet und weht
Bei so einem Dreckwetter, weißt du
Entsteht kein Tourismusmagnet.
Oh, du mein Vogelsberg,
Damit sie ausreifen können
Oh, du mein Vogelsberg,
Damit sie ausreifen können
Muss man die Zwetschgen, o Baby
Hier in die Christbäume hängen.
Oh, du mein Vogelsberg
Auch dein Vulkan lässt mich kalt
Oh, du mein Vogelsberg
Der ist mir auch viel zu alt
Kein Bock auf Geotope-Hopping
Und Langlauf im Oberwald.
Oh, du mein Vogelsberg
Ich grüß dich viel tausend mal
Oh, du mein Vogelsberg, na, na, na
Wegen mir auch Berge und Tal
Hab Blasen an meinen Füßen
Nordic Walking, welche Qual.
Oh, du mein Vogelsberg
Tust in der Seele mir weh
Oh, du mein Vogelsberg
Tust in der Seele mir weh
Und auch dein Nebelgras, Baby
Hat nicht genug THC.
Oh, du mein Vogelsberg
Ich hab so lang dich schon satt
Oh, du mein Vogelsberg, yeah, yeah
Ich geh zurück in die Stadt
Denn in der Vulkanregion Zukunft
Dreht nur noch Windkraft am Rad.
Refrain: Oh, Zukunft im Nebel, mit zu viel Windenergie,
von unreifen Pfläumen an den Christbäumen
kriegt man - na, na, na - 'ne Vulkan-Allergie Oh Vogelsberg, oh yeah Baby, doppel-yeah, triple-yeah, 4XL-yeah....
Wer hätte das gedacht... Berge- zwerg und tiefste Provinz? Statt Shopping nur Erdschaufenster-bummel? Alles Quatsch! Wie dem taz-Blog von Helmut Höge zu entnehmen ist, trifft sich rund um Hoherodskopf und Taufstein eine verwegene Kul-tur-Schickeria zu teils verbote- nem Treiben. Merke: Unter der erstarrten Kruste von Deutsch-lands einzigem Schildvulkan alias der Vulkan-Eifel unter den hessischen Mittelgebirgen bro-delt es heftiger als man/frau denkt. Auszug:
"Seit drei Jahrzehnten wird im Vogelsberg – auf kleineren Garten- stücken zumeist – “Cannabis” ange- baut, das man auch als “Gras”, genauer noch: als “Nebelgras” be- zeichnet. Äußerlich unterscheidet es sich kaum von dem früher hier – als Zwischenfrucht – recht häufig ange- bauten “Hanf”, den man zur Her- stellung von Seilen verwendete. Der heutzutage in dieser Gegend ange- baute “Hanf”, der geraucht wird, dient jedoch mehr zum “Abseilen” – von täglichem Streß, Alkoholwitz und Gedankenarmut nämlich.
Seit Januar 1983 ist der Anbau von “Cannabis” strafbar in der Bundes-republik.
Im Vogelsberg verbietet sich der Freiluft-Anbau schon aus klimati- schen Gründen, weil das “Gras” mangels ausreichender Sonnenbe- strahlung hier nicht zur vollen Reife gelangen kann und damit einen zu geringen THC-Wirkstoffgehalt ent- wickelt – insbesondere die weibli- chen Pflanzen. Dies gilt selbst noch für den “Cannabis”-Anbau, den man mit importierten Samen – aus dem Kongo, aus Jamaica oder Kolumbien beispielsweise – begonnen hat. Aus Mangel an ausländischem Saatgut verwenden die hiesigen Hanfan- bauer meistens selbstgezogenen Samen; die Folge: Bereits bei Pflanzen in der dritten Generation ist der THC-Wirkstoffgehalt auf nahezu “null” gesunken und damit keine “Rausch”-Wirkung mehr spürbar. Derlei Erkenntnisse über das “Vogelsberg-Nebelgras” sind den meistens Rauchern bekannt, es beeindruckt sie aber wenig, da die psychologische Einbildungskraft die fehlende physiologische Wirkung nahe zu vollständig zu ersetzen vermag.
Sesst Du nett die Säu im Goadde,
sesste wie se weule,
wie se diefe Lecher groawe
in de gelwe Reuwe.
Spitz komm raus
und beißn in die Baa,
die Mißgebürter freasse mer
die Reuwe koz on klaa.
(Altes Vogelsberger Lied)
VOGELSBERGER GRAMMATIK
Zwie, zwu, zwä
zwee, zwu, zwoi
Eine Besonderheit des Vogelsberger Platts ist die dreigeschlechtige Verwendung des Zahlwortes „zwei“. Sie richtet sich nach dem Geschlecht des Substantivs. Dabei steht „zwie“ für männlich, „zwu“ für weiblich und „zwä“ für sächlich. Beispiele:
Lautmalerische Unterschiede der dreigeschlechtlichen Laute existieren oftmals von Dorf zu Dorf. So heißt es im unteren Vogelsberg:
zwee Menner (Männer), zwu Weiwer (Weiber/Frauen), zwoi Kinn (Kinder) zwee Honde (Hunde), zwu Koih (Kühe), zwoi Hinkel (Hühner) zwee Beem (Bäume), zwu Blumme (Blumen), zwoi Vajilche (Veilchen) zwee Handkees (Handkäse), zwu Tomade (Tomaten), zwoi Aijer (Eier)
Anwendungsbeispiel
(Nun zeige, was du gelernt hast!):
Zwie Chinisin mit nim Kintribiss
Sießen nih bi Gießen
Ind irzihlten sich wis...
Hätt' es sich stattdessen
um zwu Chunusunnen gehannelt
und wär'n die mit zwä Bässen
dann nach Ludderbach gewannelt
und hätten auf dem Weg doohin
zwä Vajilcher noch geflickt:
Man hätt' doch beinah glaabe kenne
die zwu Fräe wär'n verrickt.
Noch'n Gedicht!
Vogelsberger Imagepflege
Vulkan, Vulkan heißt's allerorten
als ob es möglich wär' mit Worten
allein die Zukunft zu beschwören.
Und welchen Unsinn muss man hören
beim Wort Vulkan mit Bindestrich.
Was wohl, zum Kuckuck, denkt man sich
bei Vulkan-Zukunft, frag' ich mich
(viel wird's nicht sein, so unterm Strich).
Das ewige Vulkanisieren
geht vielen Menschen an die Nieren.
Und was hat es am End' genützt?
Fast jeder Vogelsberger spitzt,
dass er auf kalter Lava sitzt.
Derweil sein Tanz auf dem Vulkan
dem Rest der Republik geht an
dem A.... vorbei, so höret man.
Und wo einst Lavaströme waren
vor fünfzehn Millionen Jahren
sich heutzutag Grünland erstreckt
mit Gras, das nur dem Rindvieh schmeckt.
Den Lebensunterhalt bestreitet,
indem er hinfährt (seltener -reitet),
der Vogelsberger in Rhein-Main.
Und so wird's auch in Zukunft sein.
Was also von den Eigenschaften
eines Vulkans bleibt hier nun haften?
Wohl nicht viel mehr und darauf wett' ich
als am Vulkan-Grill: "Heiß und fettig!"
Drum Lirum, Lava, Löffelstiel
die Imagewerbung bringt nicht viel
wenn man am aufgesetzten Trend
sich lediglich das Hirn verbrennt.
Vom Schäfer Pümpel aus Ulrichstein
DAS BUCH ZUM GEDICHT:
"Vulkane: Expeditionen zu den gefährlichsten Kratern der Welt" von Carsten Peter, erschienen im National Geographic Verlag, kostet 39,95 €, ISBN: 978-3866903630
