Sozialdezernent Dirk Oßwald fordert zur Gründung auf / Klaus Döring bietet dazu Unterstützung an
KREIS GIESSEN - (red). Was haben Grünberg, Reiskirchen, Laubach und Rabenau gemein? Alle vier haben in jüngster Zeit einen Seniorenbeirat eingerichtet. „Das ist eine sehr erfreuliche Entwicklung“, sagt der im Landkreis für die Seniorenpolitik verantwortliche Erste Kreisbeigeordnete und Sozial-dezernent Dirk Oßwald. Immer mehr Kommunen würden erkennen, dass die aktive Beteiligung von Senioren an politischen Prozessen in Form der Beiräte eine Bereicherung ist. „Hier ent-stehen viele Impulse, die das Leben nicht nur für die ältere Generation in den Städten und Gemeinden bereichern“, bilanziert auch Ruth Hoffmann, die Altenhilfeplanerin des Kreises. „Der Anteil der älteren Bevölkerung nimmt zu“, sagt Dirk Oßwald. Deshalb empfiehlt auch die Landesseniorenvertretung sowie der seit 2011 existierende Seniorenbeirat des Landkreises Gießen in allen Städten und Gemeinden Seniorenbeiräte einzurichten. Die Teilhabe der älteren Bevölkerung zu stärken, das war auch ein Ergebnis aus der „Bestands- und Bedarfserhebung im Rahmen der Altenhilfeplanung im Landkreise Gießen“ vor fast vier Jahren. Der Kreisseniorenbeirat konstituierte sich im Frühjahr 2012 und sieht es seitdem als eine wichtige Aufgabe an, die Gründung von weiteren Seniorenbeiräten in den Städten und Gemeinden zu fördern.
„Wir stehen mit Rat und Tat zur Verfügung“, sagt Klaus Döring als Vorsitzender des Kreissenioren-beirats. Das gilt sowohl bei der Erarbeitung einer Satzung wie der Gründungsphase und der eigentlichen Arbeit von örtlichen Beiräten. Der Kreisseniorenbeirat hofft, dass auch die Städte und Gemeinden, die noch keine direkte Vertretung der Senioren haben – Allendorf/Lumda, Biebertal, Heuchelheim, Linden, Staufenberg und Wettenberg – die Seniorenarbeit als Gremium zu etablieren. Einer, der schon aktiv ist, ist der Seniorenbeirat in Pohlheim. Dessen kommissarischer Vorsitzender Karl Martin Sames sagt zur Funktion von Seniorenbeiräten: „Es sollte weniger über Senioren gesprochen werden als mit ihnen.“
Ansprechpartnerin für Seniorenarbeit im Landkreis Gießen ist Ruth Hoffmann (Telefon: 0641 9390-9703, E-Mail: ruth.hoffmann@lkgi.de).
Beitrag von Matthias Gronemeyer Auf dem Weg in die Sanatoriumsgesellschaft
Auszug:
Die neuen Gärten Epikurs sind Gärten des Vergessens, der Demenz. Das Sanatorium, das Heim wird kein Ander-Ort mehr sein, keine Kolonie, in die die Überflüssigen, Unbrauchbaren abgeschoben werden, sondern es wird die Wieder-gewinnung des Ortes im Raum bedeuten. Versuche, in abgelegenen Kolonien eine Gesellschaft zu gestalten, hat es genug gegeben, reale wie fiktive, von den Jesuiten in Paraguay bis zu Burrhus Skinners Walden Two. Sie gingen entweder an Langeweile zugrunde oder scheiterten daran, dass sie den Widerspruch von Freiheit und Zwang nicht zu überwinden vermochten: Die Gestaltung einer Gesellschaft, ob sie sich nun auf eine katholische Doktrin, den Behaviorismus oder sonst eine Ideologie beruft, bleibt ein schöpferischer und damit freiheitlicher Akt. Die Sozialdesigner der vorigen Jahrhunderte nahmen also für sich in Anspruch, was sie ihren Gesellschaften verweigerten.
Seniorenimmobilien: Eigentümer müssen Bestand anpassen Für die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft ist die Schaffung altersgerechten Wohn-raums ein zentrales Aufgabenfeld der kommenden 15 Jahre. Selbst wenn das gesamte Spektrum an Einrichtungen hiervon profitiert: Die eigenen vier Wände bleiben für Senioren auch künftig die dominante Wohnform.
Noch werden drei von vier Pflegebedürftigen in Deutschland im häuslichen Umfeld und zu etwa 90 Prozent durch familiäre Netzwerke betreut. Sinkende Geburtenraten, die fortschreitende Auflösung traditioneller Familienstrukturen und die rückläufige Bereitschaft insbesondere von Frauen, für pflegerische Tätigkeiten berufliche Perspektiven zurückzustellen, reduzieren dieses häusliche Pflegepotenzial jedoch zunehmend.
Aus Sicht der deutschen Wohnungs- und Immobilienwirtschaft kehren sich die Zielgruppen für Mietwohnungen und Wohneigentum um. Sie muss mit dem Risiko hoher Leerstände leben, wenn sie nicht bereit ist, einen Teil ihres Bestands seniorengerecht auszustatten. Experten sehen die Nachfrage nach Seniorenimmobilien derart rasant wachsen, dass sie in den kommenden Jahren kaum mehr befriedigt werden kann.
Mittelfristige Prognose zum Bedarf von neuen Häusern und Wohnungen
Unreflektierte Interpretationen des Wohnungsmarktes sprechen von Mietpreisexplosionen und in den Himmel steigen-den Quadratmeterpreisen für Wohneigentum. Die Preisentwicklung sowohl steigend als auch fallend hängt aber nicht nur von den regionalen Gegebenheiten, sondern auch von der Nachfrage nach bestimmten Wohnraumgrößen ab.
Der Wohnungsbau in Deutschland erfährt bis zum Jahr 2025 eine Verschiebung weg von Mietwohnungen in Mehrfamilienhäusern hin zu Eigentumswohnungen und Ein- und Zweifamilienhäusern. Die Nachfrage nach Ein- und Zweifamilienhäusern beträgt bei Neubauten fast zwei Drittel. Der Bedarf an zusätzlichem Wohnraum ist regional unterschiedlich und von der Kaufkraft geprägt, die Nachfrage nach Mietwohnungen sinkt. Durch die steigende Anzahl an Singlehaushalten sind Wohnungen bis zu 70 Quadratmeter am stärksten nachgefragt. Ein weiterhin steigender Bedarf ist auch bei Seniorenwohnungen mit optionaler Betreuung und Pflege zu verzeichnen.
Altenpflegeeinrichtungen: Neue braucht kein Mensch...
Wir haben heute unser Geschäft mit der Finanzierung von "Altenheimen" entgültig eingestellt. Hintergrund dafür sind die extrem schwierigen Rahmenbedingungen in diesem Segment: zwischen dem Wunschdenken von Investoren (und künftigen Betreibern) und dem Anspruchsdenken der Banken liegen inzwischen Welten.
Rein rechnersisch - und entgegen der Meinung gerade vieler "Projektentwickler"- herrscht bei den stationären Pflege-einrichtungen schon seit längerem ein deutlicher Überhang. Die Situation wird sich aus Sicht von Pflegeheimbetreibern auch nicht demographisch verbessern. Zwar werden die Menschen immer älter, aber auch immer fiter. Zudem gehen ältere Menschen auch dank der Förderung häuslicher Pflege immer später (wenn überhaupt) in eine Pflegeeinrichtung. Der Bedarf an stationären Pflegeplätzen wird also eher - weiter - sinken.
Die Finanzierung von Neubauvorhaben ist somit aus unserer Sicht "tot".
Gefragt wären Finanzierungen für die Sanierung bzw. Modernisierung vorhandener Pflegeeinrichtungen. Diese scheitern allerdings in der Regel an den Vorgaben von den Banken, die in diesem Segment zumindest grundsätzlich noch "zu Hause sind" (siehe z.B. Vorgabe, dass Betreiber mind. noch 3-4 weitere Einrichtungen betreiben muss) oder an den Betreibern selbst (geringe EK-Quote, mangelnde Wirtschaftlichkeit).
Insgesamt ist dieses Geschäftsfeld (Finanzierung von Sozialimmobilien) für uns uninteressant geworden.
Prof. Dr. Peter Scholl-Latour 90-jährig nach schwerer Krankheit in Rhöndorf bei Bonn gestorben
Scharfsinnig, leidenschaftlich engagiert und aktiv bis zuletzt hatte der Journalist und Bestsellerautor sich - nicht ohne Selbstironie - für die Rolle des "zornigen alten Mannes" entschieden und prägte wie kaum ein Zweiter auch dasneue Bild des Alter(n)s! Hier hören Sie Peter Scholl-Latour noch einmal in einem der für ihn so typischen Interviews.
Lesen Sie einen ausführlichen Nachrufauf Spiegelonline!
HR-Bericht vom 06.08.2014 RENTNER ALS MIETER UNERWÜNSCHT
>> Eva Maria Winckelmann vom DMB Hessen bestätigt die m€x-Recherchen. Die Ausgrenzung der Senioren gibt es in allen größeren hessischen Städten: "Ganz schlimm ist es im Frankfurter Raum und den ganzen Speckgürtel drum herum. Aber auch in Wiesbaden, in Darmstadt, in Gießen, in Marburg. Anscheinend fürchten Vermieter, die könnten in ihrer Wohnung verwahr- losen, es würde sich niemand kümmern, vielleicht auch mit ihrer Rente die Miete nicht mehr bezahlen. Warum konkret ältere Menschen Probleme haben eine Wohnung zu bekommen, kann ich persönlich nicht nachvollziehen." Leichter haben es Hessens Senioren in den ländlichen Regionen. m€x im südhessischen Bensheim: Im Gegensatz zur Großstadt müssen hier die Vermieter noch nach guten Mietern suchen. Und dazu gehören auch Rentner, wie uns Makler Wolfgang von Holtum erzählt: "Wir haben hier einen Anteil von älteren Menschen von 20 Prozent. Die 60-80 jährigen bilden hier den Anteil an der Einkommensstruktur in der Stadt und die Entscheider der Stadt haben erkannt, dass man für diese Menschen mehr tun muss." <<
Von besonderem Interesse ist für uns natürlich das Themen-Kapitel "Pflege und Senioren". Was sofort ins Auge spring: Der Kreis verfügt über keinerlei detaillierte Angaben zur Anzahl der pflegebedürftigen Personen, die durch professionelle Pflegedienste oder Angehörige versorgt werden. Ein unglaubliches Defizit, da es sich hier um etwa 75 Prozent der Pflegebedürftigen insgesamt handelt. Man erlaubt sich den Luxus, über die zentralen Probleme im Pflegebereich nicht informiert zu sein!
Im Bereich der Personen mit Pflegestufe 3 rechnet man damit, dass die Kapazität der vorhandenen Pflegeheime bis 2030 ausreichen wird, wobei allerdings unklar ist, ob ein verstärkter Zuzug pflegebedürftiger Senioren stattfinden wird, die durch neu geschaffene Angebote angezogen werden könnten. Defizite werden allerdings schon heute für den Bereich der Tages- und Kurzzeitpflege sowie der Betreuung von Demenzkranken festgestellt, die sich in Zukunft noch verstärken.
Der Anteil von Personen (überwiegend Frauen), die sich der häuslichen Pflege von Angehörigen widmen wollen oder können, wird als rückläufig eingeschätzt. Andererseits reiche das Fachkräfte-Angebot im Kreis derzeit schon nicht mehr aus und könne zukünftig auch nicht durch die vorhandene Schule für Altenpflege befriedigt werden. Ein Ausbau neuer und dezentraler Ausbildungsstätten wird für notwendig gehalten.
Weiterhin wird festgestellt, dass es ein Angebot an alternativen, kleinteiligen, wohnortnahen und gemeinschaftlichen Formen des Lebens im Alter mit ggf. unterstützenden Leistungen bisher im Kreis-gebiet nicht gebe. Auf diesem Gebiet wird in der Zukunft der größte Bedarf gesehen (Einrichtungen von Alten-WGs etc). Dies schlägt sich in entsprechenden Handlungsempfehlungen nieder. Lösungsansätze werden gesehen in
- einer Kombination von Ehrenamt und professioneller Pflege,
- der verstärkten Unterstützung pflegender Angehöriger,
- der emotionalen Aktivierung für neue Wohnformen im Alter sowie
- einer Gesamtstrategie zur Förderung der gesellschaftlichen Teilhabe (Bürgerbeteili-gung).
Hier muss allerdings sehr kritisch angemerkt werden, dass sich die oben zusammengefassten Erkenntnisse bei den auf kommunaler Ebene Verantwortlichen noch in keiner Weise durchgesetzt haben. Der Verfasser hat bereits etliche exakt auf die hier ausgewiesenen Bedarfe zugeschnittene Projekte und Konzepte vorgelegt, die zwar freundlich entgegengenommen werden, aber ansonsten ohne Resonanz bleiben! Bürgerbeteiligung sieht immer noch so aus, dass der Bürger seine Meinung sagt und die Verantwortlichen ihr Ding ungerührt weiter durchziehen. Und wenn die weiterhin an den Entscheidungen unbeteiligten Bürger sich beschweren, gibt man sich harmlos: "Wieso, die Bürger konnten sich doch beteiligen! Was habt ihr denn bloß?"
Am 26.07.2014 Thema in der ZDF-Sendung "Mona Lisa" Armutsrisiko Pflege LINK zur Sendung
Zweite Sitzung des Kreisseniorenbeirats im Jahr 2014
Dr. Sigrid Stahl von der Fachstelle „Gesundheitliche Versorgung“ im Vogelsbergkreis berichtete dem Kreis-Seniorenbeirat über die erwartete Entwicklung der ärztlichen Ver-sorgung und über die Maßnahmen, die ergriffen worden sind, um diesem Trend entgegen zu wirken. „Von insgesamt 72 Hausärzten im Kreis sind heute 56 älter als 50 Jahre. Auch wenn man nicht genau voraussagen kann, wann ein Arzt seine Praxis aufgibt, ist demnach ein hoher Wiederbesetzungsbedarf zu erwarten.“
Die Arbeit der Fachstelle zielt darauf ab, junge engagierte Medizinerinnen und Mediziner mit verschiedenen Angeboten für den Vogelsbergkreis zu gewinnen. Dazu gehört die Ansprache von Medizinstudierenden, die ein Praktikum bei niedergelassenen Allgemeinmedizinern absolvieren können, ebenso wie das Werben für das praktische Jahr. Eine wesentliche Säule zur Akquise von Medizinern stellt der Weiterbildungsverbund dar, bei dem junge Mediziner ihre Facharztweiterbildung zum Allgemeinmediziner durchlaufen können. „Schon vier Weiterbildungsassistentinnen machen im Verbund ihre Facharztausbildung, ein weiterer kommt im Spätsommer hinzu, und es gibt schon drei neue Anfragen“, so Frau Dr. Stahl.
Nachfragen der Beiratsmitglieder zu örtlichen Initiativen oder geplanten Ärztehäusern und Gesundheitszentren zeigten das große Interesse an dieser Thematik. „Es macht keinen Sinn, dass Gemeinden in Konkurrenz zueinander treten. Wir müssen diese Fragen kreisweit angehen und bedarfsgerecht planen – Gemeinden übergreifend und vielleicht auch über Kreisgrenzen hinaus“, so Landrat Görig.
Für die nächste Sitzung schlug Vorsitzender Landrat Görig das Thema „Alter und Führerschein“ vor – der Seniorenbeirat will (?) der Frage nach-gehen, ob ältere Menschen im Straßenverkehr tatsächlich ein besonderes Risiko darstellen und wie man unabhängig vom Alter seine Fahrtüchtigkeit testen lassen kann. Dazu wird ein Fachmann der Fahrerlaubnisbehörde eingeladen.
Auch diese Pressemeldung bestätigt wieder die schlimmsten Befürchtun- gen hinsichtlich der fehlenden Unabhängigkeit des Kreisseniorenbeirats! "Fachleute" berichten. Die Senioren dürfen bestenfalls mal nachfragen. Der Genosse Vorsitzende erklärt, was Sinn macht und was nicht und wie "wir" die Probleme lösen müssen. Und am Ende schlägt er gleich noch das Thema für die nächste Sitzung des Kreisseniorenbeirats vor.
Da sieht man doch sofort, was mit der "Methode Komiss(ion)" gemeint war und wie es auch mit der "Methode Beirat" weiter gehen soll. Das Einbringen eigener Vorstellungen und Forderungen der Seniorenvertreter ist hier augenscheinlich gar nicht vorgesehen. Doch genau zu diesem Zweck sollen Seniorenvertretungen eigentlich eingerichtet werden!
Na, denn mal hoch die Schnabeltassen, liebe Seniorenvertreter! Oder ihr sorgt erst mal dafür, dass ihr ohne Amtsvormund unter einem aus den eigenen Reihen selbst gewählten Vorsitzenden tagt, dem ihr dann an-schließend mitteilt, was ihr beschlossen habt. So wär's nämlich richtig. Schöne Grüße!